St. Ursula Oberndorf
Der kunsthistorisch bedeutende spätgotischer Schnitz-Altar entstand um 1510/15 aus einer oberrheinischen Werkstatt. Kräftige Scharniere an den Außenseiten des Schreins belegen, dass der Altar ursprünglich Flügel besaß, die zu unbekanntem Zeitpunkt verschollen sind.
Zu sehen ist ein Altaraufsatz mit Marienkrönung, Maria inmitten Christus und Gottvater, hinterfangen durch einen architektonisch gebildeten lichten Raum.
Auf dem Altarbild sind flankierende Ganzfiguren: Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist, Petrus und Andreas, Büsten der Heiligen Sebastian, Sixtus, Lorenz und Paulus, im Gesprenge eine Kreuzigungsgruppe. Die gemalte Predella mit Darstellung Christus in der Mitte der Apostel im Chor der katholischen Kirche entstand Mitte 15. Jh.
Die Frage, wie denn der Altar in die Dorfkirche in Oberndorf gekommen sei, hat übrigens zwei wissenschaftlich begründete Antworten:
Zum einen war der Abt des Zisterzienserklosters Bebenhausen Patronatsherr der Oberndorfer Kapelle, so dass vermutet wird, dass im Zuge der Reformation der Altar aus der Klosterkirche Bebenhausen nach Oberndorf verbracht wurde.
Zum anderen kann es sich auch um eine Stiftung der adligen Vogtherren von Poltringen und Oberndorf (Rudolf v. Ehingen, Marquard v. Hailfingen, Hans Truchseß von Höfingen) handeln, die sich bereits Jahrzehnte vor der Entstehung des Altarschreins um die Erbauung der Oberndorfer Kapelle um die Bepfründung ihres Hochaltars verdient gemacht hatten.
Sehen Sie hier das Video über die Oberndorfer Kirchen - mit Anmerkungen von Pfarrer Martin Uhl:
Bruder-Klaus-Kapelle
Die kleine Bruder-Klaus-Kapelle findet sich im linken Seitenteil des Chorraumes beim Kirchturm der St. Ursula-Kirche. Sie ist geweiht dem hl. Bruder Klaus (Nikolaus von Flüe), dem Friedensstifter mit Österreich und Friedensvermittler mit der deutschen Stadt Konstanz.
Bei einer Wallfahrt an das Grab des hl. Bruders Klaus von Flüe erhielt Pfarrer Bruno Zieger (1947 – 1964 Pfarrer in Oberndorf) eine Reliquie als Geschenk. Diese wurde von Bischof Leiprecht am 9. September 1951 feierlich in die Turmkapelle der St. Ursula-Kirche übertragen. Die Turmkapelle, die bisher Gedächtniskapelle für die Gefallenen und Vermißten des 2. Weltkrieges gewesen war, wurde 1952 im Zusammenhang mit der Innerenovierung der St. Ursula-Kirche in eine Bruder-Klaus-Kapelle umgestaltet.
Kapelle auf dem Tannenrain
Die Kapelle auf dem Tannenrain wurde 1946 erbaut, nachdem der Ort bei einem Bombenabwurf 1944 glimpflich davon gekommen war. Sie wurde am höchsten Punkt des damals gerodeten Tannenrains gebaut und bot anfangs auch noch einen guten Blick auf das Dorf und das weitere Land, bis das Gelände langsam zuwucherte.
Den Oberndorfern war die Kapelle nach ihrer Erbauung sehr wichtig, zumal sie sie selbst finanziert und erbaut hatten. Seither werden dort bis heute jährlich im Mai und Oktober Andachten gefeiert.
Kreuzweg auf dem Tannenrain
Der Kreuzweg beginnt an der Kapelle am Tannenrain und endet in St. Ursula.
Als Zeichen ihrer Dankbarkeit, dass Oberndorf weitestgehend von direkten Zerstörungen des 2. Weltkrieges verschont blieb, begannen die Oberndorfer 1945 mit dem Bau einer Kapelle auf dem Tannenrain und legten auf dem Weg zur Kapelle einen Kreuzweg mit Holzbildstöcken an. Dieser erste Kreuzweg wurde am 11.03.1945 eingeweiht. 1948 wurden dann die Stationen mit den jetzigen Steintafeln geschmückt. Dieser Kreuzweg, der bis heute besteht, wurde am 15.05.1949 eingeweiht.
1. Station: Jesus wird von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt.
2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf sich und geht den schweren Kreuzweg.
3. Station: Jesus bricht das erste Mal unter dem schweren Kreuz zusammen.
4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter Maria.
5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen.
6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
7. Station: Jesus bricht das zweite Mal unter dem schweren Kreuz zusammen.
8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen.
9. Station: Jesus bricht zum dritten mal unter dem schweren Kreuz zusammen.
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt.
11. Station: Jesus wird ans Kreuz geschlagen.
12. Station: Jesus stirbt am Kreuz.
13. Station: Jesus wird in den Schoß seiner Mutter Maria gelegt.
14. Station: Jesus wird ins Grab gelegt.
Der Martinusweg
Der Martinusweg in der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat der Europarat den Martinusweg („Via Sancti Martini“), der die Geburtsstadt des Hl. Martin, Szombathely in Ungarn, mit seiner Grablege in Tours in Frankreich verbindet, in die Liste der Kulturwege aufgenommen. Martinuswege gibt es mittlerweile in Frankreich, Italien, Slowakei und Tschechien. Bischof Dr. Gebhard Fürst hat diese Idee aufgegriffen und den Martinusweg auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die unter dem Patrozinium des Hl. Martin steht, ausgewiesen.
Wir verstehen und gestalten den Martinusweg in unserer Diözese als Pilgerweg, auf dem die Pilgerinnen und Pilger eingeladen sind, sich mit dem Hl. Martin auf einen geistlichen Weg zu begeben und sich mit seinem Glaubenszeugnis, seinem Leben und seinem Wirken auseinanderzusetzen. Pilgern auf dem Martinusweg kann so zur Spurensuche werden: nach Spuren des Hl. Martin in unserer Diözese, aber mehr noch nach Spuren Gottes in unserem Leben.
Auch in unserer Gemeinde können Sie einen kleinen Teil dieses Weges entdecken: Er führt von der Tannenrainkapelle den neuen Kreuzweg hinunter zur Oberndorfer Kirche.